dargestellt am Beispiel der Orationen des Meßbuchs


VON IRMGARD PAHL

4. Ausblick


Es ist geplant, die Ergebnisse der gesamten Studienkommission in absehbarer Zeit zu veröffentlichen.

In dieser Publikation, einer Art Werkstattbericht, sollen auch die vorgestellten Leitlinien abgedruckt werden sowie Gebetstexte, die schon von der AG 3 verabschiedet wurden.

Dadurch erhoffen wir uns eine Ausweitung des Kreises derer, die an der Entwicklung einer neuen Gebetssprache mitarbeiten, durch kritische Begleitung, durch Anregungen bis hin zu sehr konkreten Textvorschlägen.

Zuschriften an das Deutsche Liturgische Institut sind sehr erwünscht; sie werden alle geprüft und wo möglich auch berücksichtigt.

Vor allem im Hinblick auf neue deutsche Gebetstexte wäre eine Zuarbeit durch solche im Lande, die besondere sprachliche Kompetenzen besitzen, äußerst wünschenswert. Hier ist die AG 3 über erste Gehversuche noch nicht hinausgekommen. Denn sie ist bewußt so vorgegangen: sie hat sich bemüht, zunächst - durch die Übersetzungsarbeit - mit der Sprache traditionellen Betens noch mehr Erfahrungen zu sammeln, um erst dann den Versuch zu unternehmen, den alten Bestand durch weitere, dann ganz neu zu schaffende Texte zu ergänzen.

Ich kann nicht schließen, ohne kurz auch die Grenzen des ganzen Unterfangens anzusprechen.

a) Die textliche Seite der Gebete, so wie sie sich in einem liturgischen Buch niederschlägt, ist nämlich nur die eine Seite - eine sehr bescheidene noch dazu.


Viel wichtiger für die feiernde Gemeinde scheint mir der lebende Vollzug zu sein. Die Sprechhandlung Gebet, Gebet zumal in der lebendigen Sprache des Volkes, verlangt vom Vorsteher der Feier eine hohe Kompetenz, - nicht nur die Fähigkeit zu sprachgerechter Kantillation, sondern auch zu wirklichem authentischem Beten.

Ganz praktisch bedeutet das, daß gerade auch die Gebete einer Feier gut vorzubereiten und zu verinnerlichen sind. Das Buch wird dann - realistisch betrachtet - im Vollzug zwar nicht überflüssig werden. Aber anders als einem Lektionar kommt ihm allenfalls stützende Bedeutung zu.

b) Eine sich hier anschließende Frage wäre, ob es künftig überhaupt noch eines Meßbuchs oder sonst einer geschriebenen Textvorlage bedarf oder ob es langfristig wieder zum freien Formulieren von Vorstehergebeten wie in den ersten christlichen Jahrhunderten kommen kann.


Es gibt viele andere Sprechhandlungen in der Liturgie, die auf freies Formulieren angelegt sind: vor allem die Hinweise ("monitiones") und die Homilie. Theologisch und pastoral gesehen stände auch für die Gebetsvollzüge grundsätzlich nichts im Wege sie frei zu sprechen. Doch wie läßt sich das verwirklichen? Auch hier wieder realistisch eingeschätzt, werden wohl die wenigsten Priester fähig sein, dem hohen Anspruch, der an die Präsidialgebete zu stellen ist, gerecht zu werden. Vorlagen - und wenn auch nur modellhaften Charakters - werden wohl immer notwendig bleiben.

Und darum all das Mühen um gute, möglichst viele gottesdienstliche Situationen treffende, auch wiederholten Gebrauch zulassende Gebetstexte - Texte für ein Meßbuch, das hoffentlich nicht völlig überholt sein wird, wenn es dann irgendwann zu Beginn des nächsten Jahrtausends - so Gott will - erscheint.